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Gestern hat ein Kollege auf Facebook ein spektakuläres Foto gepostet. In mystischen Blautönen zeigt es neben Silhouetten der Landschaft interessante Formen und Linien.
Wenn man sich das Portfolio vom Südtiroler Martin Ruepp ansieht, merkt man, dass es ihm vor allem mystische Motive angetan haben. Die Natur spielt dabei fast immer ein Rolle.

Hier das von ihm veröffentlichte Foto:

2 Sonnenjahre Ultra-Langzeitbelichtung – Solargrafie, Fürstenburg Burgeis

Posted by Martin Ruepp on Mittwoch, 10. Februar 2016

 

Ich fand das Foto und die dahinterstehende Technik so interessant, dass ich Martin kurzerhand interviewt habe.

Du hast dein Foto auf Facebook gepostet und es ist mir sofort ins Auge gesprungen. Ich habe noch nie was ähnliches gesehen. Deine Beschreibung „2 Sonnenjahre – Ultra-Langzeitbelichtung – Solargrafie“ weckte noch mehr Interesse. Was ist Solargraphie überhaupt?
Martin Ruepp: 
Bei der Solargraphie wird ein Foto mit dem Prinzip der Lochkamera eingefangen, wobei jedoch die Belichtungszeiten von mehreren Tagen bis zu einigen Jahren reichen können. Durch die lange Aufnahmezeit werden die Bahnen der Sonne sichtbar, daher der Name.

Wie sieht so eine Lochkamera aus? Aus welchen Materialien wurde sie gebaut?
Das Gehäuse der Lochkamera ist klassischerweise eine kleine Plastik-Filmdose oder eine Konservendose mit Deckel. In das Gehäuse wird auf der Seite ein winziges rundes Loch gebohrt. Im Inneren steckt ein Blatt lichtsensitives Schwarz-Weiss-Fotopapier, wie man es in der Dunkelkammer verwendet. Das ist schon die ganze Kamera. Zum Aufhängen muss alles möglichst wasserdicht verschlossen werden.

Hast du für dein Projekt mehrerer solcher Kameras aufgehängt? Wie hoch ist der Ausfall?
2010 habe ich zusammen mit zwei Freunden die ersten 40 Kameras aus Bierdosen gebaut. Da hat sich gleich gezeigt, dass die Bauweise der Kameras noch nicht ideal ist, fast in jeder dieser ersten Kameras war am Schluss Regenwasser. Wir sind dann auf stabilere Konservendosen umgestiegen und haben vor allem zu zweit kontinuierlich Bauweise und Abdichtung verbessert. Dieser Prozess ist auch heute noch nicht ganz abgeschlossen, es gibt da noch immer Verbesserungspotential. Viele Kameras werden auch geöffnet, zerstört oder verschwinden, wenn sie nicht versteckt genug angebracht sind. Sie so anzubringen, dass man sie nicht entdeckt oder erreicht, ist aber leider nicht immer machbar. Regenwasser ist sehr oft ein Problem, das wir jetzt aber langsam in den Griff bekommen. Für Vögel sind die Kameras auch interessant, die öffnen die Versiegelung, um zu schauen, ob für sie etwas in der Kamera zu finden ist oder picken das Loch auf. Oft ist dann auch die Fixierung nicht fest genug und die Kamera verrutscht oder das Loch ist zu groß oder unregelmäßig, so dass das Bild nicht scharf wird. Da gibt es wirklich unglaublich viele Faktoren, die sich auf das Ergebnis auswirken können. Insgesamt haben wir in den 6 Jahren etwa 600 Kameras aufgehängt. Vielleicht 50 wirklich schöne Bilder sind dabei herausbekommen. Ich schätze, dass im Moment die Ausfallquote bei vielleicht 50% liegt.

Warum eigentlich eine Belichtung von 2 Jahren? Würde das Ergebnis mit einem Jahr nicht ähnlich aussehen?
Das hat sich hier einfach so ergeben. Im Grunde reichen schon 6 Monate für die komplette Sonnenbahn, aber dann bleiben bei Schlechtwetterperioden oder bei bewölktem Himmel Lücken frei. Zudem gibt es schöne Farbeffekte, wenn sich mehrere Sonnenbahnen überlagern. Bei dieser Art von Fotografie finde ich es auch einfach passend, Vieles dem Zufall zu überlassen.

Wie erfolgt die Digitalisierung?
Zuhause werden die eingesammelten Kameras geöffnet und das belichtete und noch immer lichtsensible Fotopapier auf den Scanner gelegt und ohne Vorscan eingescannt. Man erhält dann einen Scan vom seitenverkehrten Negativbild, das durch den Scanvorgang natürlich weitgehend zerstört wird. Das digitale Bild wird in Photoshop gespiegelt und invertiert. Die Farbe des Ergebnisses ist dabei von Fotopapier zu Fotopapier unterschiedlich. Meist muss man auch den Kontrast etwas anheben, da das Originalbild relativ kontrastarm ist.

Kannst du uns noch ein paar Fotos zeigen?

solargraphie1

Eine meiner ersten Solargrafien. Die Kamera war im Uferbereich des Puni-Bachs bei Spondinig montiert. Beim Abholen stand sie bis zur Hälfte im Wasser, da der Wasserspiegel höher war, hat aber doch tapfer ein Bild aufgezeichnet.

 

solargraphie2

Sonnenbahnen über St. Ägidius in Kortsch (282 Tage, 2011).

 

solargraphie3

Statue beim E-Werk „Montecatini“ Schluderns (10 Monate, 2012).

 

solargraphie4

Am Haider See (8 Monate, 2012).

 

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Wasserbühel, Lajen (2 Monate, 2013)

 

solargraphie6

Widder-Skulptur, Juval (3 Monate, 2013)

 

solargraphie7

Birnenblüte (8 Tage, 2014)

 

solargraphie8

Bäume (18 Tage, 2014)

 

solargraphie9

Obstgenossenschaft Geos Kortsch, Kistenlager (8 Monate, 2013)

 

solargraphie10

Kunstgiesserei Girler, Marling (12 Monate, 2014/15)

Danke an Martin für das Interview! Wurde bei dir das Interesse an der Solargraphie geweckt? Ich hoffe im Interview sind einige nützliche Anweisungen dabei.

Martin beantwortete übrigens gerne weitere Fragen (in den Kommentaren).

Weiters hat er mir interessante Links zum Thema mitgeteilt:

Martin und seine Kollegen versuchen ständig die Lochkameras zu verbessern. Vor allem beim Bohren der 0,1 mm kleinen Löcher in dünnes Aluminiumblech besteht noch Verbesserungsbedarf. Für Hinweise zu einer besseren Technik.oder eine Werkstatt, die sie hier unterstützen kann, wären sie sehr dankbar.

Bisher verwenden sie eine Nadelspitze um das Aluminiumblech zu durchbohren, dadurch werden die Löcher allerdings ziemlich unterschiedlich. Wenn jemand eine bessere Idee hat – her damit!

 

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